Resilienz - Kommunikation     -    Tel.: +49 (177) 5979948     -    info@lindatetzlaff.de     -     Newsletter

Persönlicher Hintergrund - Warum ich zu Resilienz und Zöliakie arbeite

Linda Tetzlaff • Juni 08, 2020
In diesem Beitrag geht es um
  • meine Motivation meine Resilienz-Coachings auf die Bedarfe von Zöliakieerkrankten anzupassen.
  • die Veränderungen denen man sich mit einer neuen Zöliakie-Diagnose stellen muss
  • wie das Resilienzkonstrukt helfen kann, diese Veränderungen anzunehmen. 
Ein resilienter Umgang hilft, diese anstrengende und für manche frustrierende Phase gut durchzustehen und das Verständnis der eigenen Identität auf eine gesundheitsförderliche Art zu entwickeln.

Mit der tatsächlichen Annahme der Zöliakie als Teil des momentanen und zukünftigen Lebens wird das Erklären in den verschiedenen sozialen Situationen warum man etwas (nicht) macht und auch das für sich Einstehen und Sorgen einfacher.

Bild vergrößern
 In meinem Leben habe ich bereits 2 Mal die Diagnose Zöliakie bekommen. Einmal waren es allerdings meine Eltern, die dankbar waren zu wissen, was ihre 1-jährige Tochter so krank machte. Früher war das Wissen der Mediziner allerdings noch nicht so umfangreich wie heutzutage. Da man davon ausging, dass sich die Krankheit wieder "auswachsen" könnte, ernährte ich mich viele Jahre lang falsch und bekam mit Mitte 20, mitten im Psychologiestudium, erneut die Diagnose Zöliakie. Diesmal war ich es, die sich mit den neuen Bedingungen anfreunden musste.

Dieser Prozess hat aus meiner Sicht heute einige Jahre gedauert. Verschiedene Komponenten haben dazu geführt, dass ich nun rückblickend sagen kann, dass ich für mich so manche individuellen Aufgaben schaffen musste, die für eine gesundheitsförderliche Annahme der Krankheit wichtig waren. Seit dem ich mit dem Resilienzkonzept arbeite, sehe ich darin eine gute Anleitung für diesen Prozess.

Ich möchte anderen helfen, diesen Weg mit Begleitung etwas einfacher zu gehen und daher richte ich mein Coaching-Angebot ganz speziell an die Gruppe der Menschen mit Zöliakie.

Neu an Zöliakie zu erkranken ist eine riesen Herausforderung für die Lebensgestaltung. Denn es braucht nun Änderungen auf verschiedenen Ebenen:
  •     Essgewohnheiten: Lernen, welches Essen mich gesund hält und welches nicht.
  •     Einkaufen: Herausfinden wo und wie ich dieses Essen finde.
  •     Finanzen: Einen Weg finden mit dem finanziellen Mehraufwand zurecht zu kommen.
  •     Kücheninventar: Es braucht einige neue Küchengeräte.
  •     Zubereitung: Glutenfreie Backwaren verhalten sich anders als Glutenhaltige.
  •     Umgang im Haushalt mit Rücksicht auf den Betroffenen, um das Risiko der Kontaminierung mit Gluten zu minimieren: 
  1. Getrennte Zubereitung von glutenhaltigen und glutenfreien Speisen
  2. Krümeln im Esszimmer
  3. glutenfreie Küsse vom Partner oder der Eltern/des Kindes
  4. glutenfreie Pflegeprodukte und Spielwaren wie z.b. Knete
  •     Arbeit: Tägliches Mittagessen organisieren, wenn die Kantine nicht mehr geht.
  •     Autonomie: Was es braucht, um spontan unterwegs zu sein.
  •     Reisen: Entscheidung zwischen zöliakiefreundlichen Urlaubsorten oder Improvisation im Outback
  •     Auswärts essen: Rausfinden, ob das Restaurant ein sicheres Essen zubereiten kann.
  •     Soziale Situationen:
  1. Was tun, wenn meine Arbeitskolleg:innen mir etwas wahrscheinlich kontaminiertes gebacken haben?
  2. Oder die Familie trägt die Verantwortung für die glutenfreie Ernährung nicht ausreichend mit.
  3. Wie möchte ich mich verhalten, wenn das Restaurantpersonal mit Unverständnis reagiert oder sogar unfreundlich oder beleidigend? Wann erkläre ich mich, wie setze ich Grenzen, wann gehe ich?
  •     Essen bei Freunden: Mix aus auswärts essen und sozialen Situationen:
  1. Die Gastgeber haben gekocht: Vertrauen vs. mitkochen.
  2. Möchte ich das Geschirr nochmal vorher spülen? Und wenn ja, wie sage ich das?
  3. Was braucht es für mich, damit ich eine Feierlichkeit (bei der alle Essen) genießen kann?
  •     Die eigene Verantwortung: Wie schaffe ich es mich an die empfohlene 100%ige Diät zu halten?
  •     Die Fürsorge für andere Betroffene: Wie kann ich mein Kind/meine:n Partner:in bei seiner Zöliakie unterstützen?
  •     Eigenes Emotionsmanagent: Bei all diesen Themen nicht (zu lange) den Kopf in den Sand zu stecken.
 Mit all diesen Veränderungen muss kein Zöli alleine klar kommen.

Es gibt mittlerweile eine große Gruppe von gut vernetzten Mitbetroffenen und viele Tipps über das Lösen all dieser Themen. In Büchern und Zeitschriften, Internet-Foren und Offline-Treffen, Backkursen und bei Ernährungsberater:innen findet jede:r Interessierte hilfreiche Informationen und soziale Unterstützung.

Wenn die Diagnose neu kommt sind allerdings noch nicht alle diese Quellen bekannt und die Flut an Informationen ist einfach sehr groß. Mit der Zeit finden sich Mittel und Wege, sich mit der neuen Lebenssituation zurecht zu finden. Genau dies gelingt dem einen besser und dem anderen weniger.

Welche Faktoren sind es, die es dem einen leicht machen, diesen Lebenswandel zu vollziehen und dem anderen schwerer? Eine Antwort darauf liefert das Resilienzkonstrukt. Es gibt Orientierung für alle, die noch auf dem Weg der Krankheitsbewältigung sind, mit dem Ziel, die Krankheit so ins Leben zu integrieren, dass sie sich wieder zufrieden und wohl fühlen.

Bild vergrößern
Bittet man 3 Resilienztrainer, die Resilienzfaktoren zu benennen mit denen sie arbeiten, bekommt man 3 unterschiedliche Antworten. Ich stütze mich auf die Resilienzfaktoren (auch Schutzfaktoren genannt), auf die sich das Leibnitz-Institut für Resilienzforschung (LiR) nach akutellem Forschungsstand konzentriert. Und von diesen Faktoren finden Sie 6 im Modell abgebildet. Unter den 6 Faktoren sind die Faktoren, die vom LiR als besonders wichtig erachtet werden und gleichzeitig habe ich die gewählt, die besonders gut trainierbar sind.

Man fand diese Faktoren heraus und bestätigte sie über wissenschaftliche Forschungsmethoden, indem man Gemeinsamkeiten unter den Menschen fand, die Krisen erlebt hatten, aber dennoch gesund geblieben und nicht krank geworden sind. Unter diesen Menschen, denen man eine hohe Resilienz zuspricht, fiel auf, dass sie die unten aufgeführen Faktoren besonders deutlich ausgeprägt hatten. Viele dieser Faktoren kann man auch die persönliche Haltung nennen. Es ist eine Einstellung, mit der man dem eigenen Leben begegnet und die Dinge, die passieren bewertet. Diese Haltung, die zu einer Einstellung führt, bestimmt letztendlich, wie wir uns verhalten. Und unsere Gedanken und unser Verhalten können uns das Leben leicht oder schwer machen. Gut also, dass man sowohl Gedanken, als auch Verhalten verändern kann.

Nutzt man diese Erkenntnis für den Umgang mit dem einschneidenden Erlebnis an einer Zöliakie zu erkranken, kann man die hier angewendeten Resilienzfaktoren folgendermaßen auf die Anpassung an das Leben mit Zöliakie übertragen:

Zielorientierung / Vision:
Wie möchte ich mit meiner Zöliakie umgehen? Wenn ich mich gut auf die neue Situation eingestellt habe, was werde ich dann können, was ich jetzt noch lernen möchte? Welches sind die nächsten Schritte? Auf welchen Bereich der Anpassung möchte ich mich als erstes konzentrieren? Geht es um das sichere Einkaufen oder geht es um das Backen lernen oder geht es um meinen Ärger, wenn die Kita meines Kindes nicht die notwendige Vorsicht an den Tag legt?

Selbstwirksamkeit:
Auf dem Weg zu meinem Ziel: Was kann ich tun, um mein Ziel zu erreichen? Was sind meine Stärken und wie kann ich diese nutzen, um mich gut durch diese Zeit zu bringen? Habe ich ein gutes Durchhaltevermögen und starte mit meinen ersten Backversuchen? Oder bin ich immer gerne auswärts essen gegangen und mache mich daher auf die Suche nach den Restaurants mit sicheren Optionen?

Realistischer Optimismus:
Die Zukunft ist für uns alle ungewiss. Wir können nicht wissen, was (genau) in der Zukunft passiert. In den Erwartungen, die wir gerade in Bezug auf die Unsicherheiten in der Zukunft haben zeigt sich, ob wir eher optimistisch oder pessimistisch bewerten. Ein realistischer Optimist rechnet mit einem guten Ausgang, ist aber auch nicht frustriert, wenn mal etwas nicht optimal funktioniert. Wenn ich mir mein selbstgestecktes Ziel anschaue, welches Ergebnis erwarte ich? Wird alles zu 100% glatt laufen, oder geht natürlich alles wieder schief? Mit welchen Stolpersteinen kann ich rechnen, wenn ich auf diese Party heute Abend gehe? Wie sähe ein richtig gutes Ergebnis aus, wenn das Gespräch mit der Kitaleitung / oder Kantinenchefin gut verläuft? Was kann ich dafür tun, dass diese Situationen gut ausgehen?

Soziale Unterstützung:
Hier haben wir es mit einem sehr wichtigen Resilienzfaktor zu tun. Die Verbindung mit nur einer Person, der ich mich anvertrauen kann, die mich schätzt und mich unterstützt wirkt Wunder. Wer in meinem Netzwerk kann mir bei meinen Herausforderungen helfen? Mit wem probiere ich Restaurants aus, weil die Person nicht so schnell frustriert ist und mich auch mal motivieren kann, weiter zu fragen oder die nächste Option zu suchen? Neben wen setze ich mich bewusst beim nächsten Familientreffen, um keine provokanten Sprüche aushalten zu müssen? Wo finde ich andere Zölis, um mich über meine Themen auszutauschen?

Selbstempathie:
Es gibt unzählige Situationen, in denen man plötzlich wütend, traurig, enttäuscht oder auch positiv überrascht und glücklich ist. Allen gemeinsam ist, dass die Gefühle uns den Weg zu unseren Bedürfnissen zeigen. Denn die Emotionen sind immer das Ergebnis von erfüllten oder nicht erfüllten Bedürfnissen. Ich bin sauer, weil ich auf der Hochzeit des guten Freundes mein eigenes Tupper mitbringen muss. Warum? Geht es um das Bedürfnis dazu zu gehören? Oder geht es um das Bedürfnis einfach mal nicht organisieren zu müssen und sich zu entspannen? Oder ist mein Bedürfnis nach Wertschätzung nicht erfüllt, weil der Freund doch um meine Schwierigkeiten weiß, aber bei der Planung nicht an Optionen für mich gedacht hat?
Ist man mit seinen eigenen Gefühlen verbunden und erkennt seine Bedürfnisse, dann findet man Wege diese zu beachten und sie in der Situation oder über andere Strategien zu erfüllen.

Ursachenzuschreibung / Kausalattribution:
Schaut man beim realisitischen Optimismus in die Zukunft, dann ist die Kausalattribution das Gegenstück der Vergangenheit. Wie erkläre ich mir Situationen, die ich als negativ erlebt habe? Lag die Ursache bei mir oder bei anderen? Hatte ich Einfluss auf das Geschehen?
Ich hatte einen Glutenunfall und jetzt geht es mir schlecht. Warum ist mir das (schon wieder) passiert? Lag es an der Unachtsamkeit meines:r Partners:in oder war ich es, die/der einfach zu unaufmerksam beim Einkaufen war? Mache ich mich selbst runter oder sehe ich die Ursache bei anderen, wie z.B. dem Koch, der einmal unachtsam war. Hatte ich vielleicht einfach Pech?

Eine gesundheitsdienliche Ursachenzuschreibung wirkt sich positiv auf das Gefühlsleben aus. Und das tut sie, wenn man positive Ausgänge auf seinen eigenen Beitrag zurückführt und bei negativen Ausgängen die Gründe eher in externen Faktoren sucht, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen. Eine wenig hilfreiche Ursachenzuschreibung zeigt sich vor allem in Schuld- und Schamgefühlen. Diese beiden Begleiter helfen überhaupt nicht, wenn man in einer schwierigen Lage steckt und etwas lernen will.

Die Beschäftigung mit der persönlichen Art der Bewertung leistet damit einen wichtigen Beitrag für die eigene Fehlertoleranz, Selbstliebe und damit der Motivation sich weiter mit der eigenen Zöliakie anzufreunden.

Gemeinsames Essen in der Kantine bei der Arbeit
von Linda Tetzlaff 12 Sept., 2023
Wie erkläre ich dem Team, warum ich dies oder jenes (nicht) so mache? In der Artikelreihe "Alles eine Frage der Perspektive" der Mitgliederzeitschrift DZG Aktuell finden Sie verschiedene Sichtweisen auf diese Frage.
Durch spülen Kontamination durch Gluten vermeiden
von Linda Tetzlaff 12 Sept., 2023
Gleich 2 Fragestellungen: Wie gehe ich mit dem Kontaminationsrisiko um? Und wie handhabe ich den Spurensatz? In der Artikelreihe "Alles eine Frage der Perspektive" der Mitgliederzeitschrift DZG finden Sie Antworten auf diese Fragen.
von Linda Tetzlaff 12 Sept., 2023
In der Artikelreihe "Alles eine Frage der Perspektive" der Mitgliederzeitschrift DZG Aktuell finden Sie verschiedene Sichtweisen auf diese Frage Im Jahr 2022 und 2023 hat die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) eine Artikelreihe veröffentlicht in der sich jeder Artikel einer typischen Fragestellung von Betroffenen widmet. Geantwortet hat jeweils immer das Team Ernährung der DZG (https://www.dzg-online.de/wer-wir-sind) und weitere Autor:innen, die die Frage aus jeweils ihrer Rolle betrachtet haben. Ich habe jeweils die psychologische Perspektive beigetragen. Mit einem lieben Dank an die DZG darf ich die Artikel hier für Sie frei zugänglich veröffentlichen. Dabei können Sie neben der Fallbeschreibung und meiner Antwort auch die Antworten des Team Ernährung lesen. Um die Rechte der weiteren Autor:innen zu wahren, habe ich diese geschwärzt. Lesen Sie die Antworten in Bezug auf Ernährung und Psychologie gerne hier. Mit einem Klick auf den Artikel, können Sie den Artikel downloaden und vergrößern.
von Linda Tetzlaff 12 Sept., 2023
Die Zöliakiediagnose verändert das Leben in vielen Bereichen. Hier gibt es Hilfestellungen für diesen Veränderungsprozess.
von Linda Tetzlaff 28 Apr., 2023
Das FreeFrom Hero-Festival 2023 bot Betroffenen von Zöliakie und anderen Unverträglichkeiten eine Fülle an altbewährtem und aktuellem Wissen von unterschiedlichen Fachkräften. Eine Speakerin hielt einen Vortrag über Psychologie und gab praktische Tipps zur Akzeptanz von Zöliakie. Dabei wurden Themen wie Zielsetzung, Selbstfürsorge und Resilienz angesprochen. Außerdem wurden die Angebote der Sprecherin, einschließlich Videos und Beratung, vorgestellt.
von Linda Tetzlaff 10 Feb., 2023
Mit der Zöliakieerkrankung können unterschiedliche Ängste einher gehen: Angst vor Glutenunfällen und Kontamination - vor allem beim Auswärts essen Angst vor unangenehmen sozialen Situationen - mit Freunden, Familie, Kolleg:innen und Servicepersonal Das Gefühl der Angst ist grundsätzlich ein guter Helfer, um Gefahren zu erspüren und im besten Fall zu umgehen. Wenn die Angst allerdings zu groß wird und das Handeln bestimmt, uns unflexibel macht und dazu führt, dass sich ein Zöli zurück zieht, dann führt die Angst vor allem zu negativen Konsequenzen. Von Zöliakie Betroffene müssen auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten, ihre Nahrungsaufnahme gut kontrollieren und diese planen. Der Fokus auf das Essen ist groß und birgt die Gefahr, dass ein Ungleichgewicht zwischen der Angst vor Glutenunfällen und der Unbeschwertheit und dem Genuss beim Essen zu Einen und gesunden sozialen Beziehungen zum Anderen entsteht. Bemerken Zölis, dass ihre Lebenszufriedenheit unter ihrer Angst leidet und sie einschränkt, dann macht es Sinn, sich aktiv mit den eigenen Befürchtungen und Gefühlen zu beschäftigen und nach neuen Ansätzen zu suchen. Im Artikel wird beschrieben, wie Angst entsteht, er beschreibt die Erfahrungen von anderen Betroffenen und er liefert Tipps, wie Betroffene sich darin stärken können, mutiger zu sein. Über einen Klick auf den Artikel, können Sie den Artikel downloaden und vergrößern. Viel Spaß beim Lesen!
von Linda Tetzlaff 15 Jan., 2022
Ein Interview mit dem Gluten Free Magazin zum Umgang mit Konflikten, die aus der glutenfreien Diät entstehen. Wer an Zöliakie erkrankt ist, muss ein Leben lang strikt auf Gluten verzichten. Dabei geht es nicht nur darum alle Lebensmittel entsprechend ihrer Inhaltsstoffe zu prüfen, sondern auch, dass diese ohne Spuren von Gluten zubereitet werden. Damit das gelingt braucht es Regeln, an die sich alle halten, die mit der Zubereitung der Speisen beschäftigt sind oder am Esstisch berücksichtigen müssen, dass die von Zöliakie betroffene Person kontaminationsfrei mitessen kann. Es zeigt sich also: Teilt ein Zöli die Küche mit anderen Personen oder isst ein Zöli außer Haus, so muss diese Aufgabe nicht nur vom Zöli selbst beachtet werden, sondern es braucht auch das Verständnis und die Unterstützung des Umfelds. Immer dann, wenn es um soziale Situationen geht, kann es zu kleineren oder größeren Konflikten kommen. Da das Umfeld unterschiedlich viel über diese Regeln weiß und mal gut, mal weniger gut in diesen geübt ist und weil wir Menschen verschiedene Sichtweisen haben und von individuellen Bedürfnissen bewegt werden, sind Konflikte in zöliakiespezifischen Situationen zum einen leider zu erwarten, zum anderen aber auch lösbar. Im Interview mit Frau Weiser und Frau Häberle vom Gluten Free Magazin (https://www.glutenfree-magazin.de/) habe ich einen Blick darauf geworfen, wie Betroffene solche Spannungen, Missverständnisse oder Konflikte vorbeugen, neu betrachten oder auch lösen können. Über einen Klick auf den Artikel, können Sie den Artikel downloaden und vergrößern. Viel Spaß beim Lesen!
von Linda Tetzlaff 05 Juni, 2021
Einmal im Jahr wird weltweit der Zöliakie-Tag begangen. Die DZG organisiert seit Jahren ein Event für Betroffene und ihre Familien sowie alle Interessierte. Normalerweise ist dieses Event Open-Air und bietet Bühnen mit Vorträgen, Showkochen, Aktionen und eine Menge Imbissbuden an. Für jeden Zöli ein einzigartiges Erlebnis! Ein riesiges Angebot an Essen, Infos und jede Menge anderer Menschen mit den gleichen Themen, Wünschen und Appetit. Dieses Jahr hat der WZT online stattgefunden und ich war das erste Mal als Referentin mit dabei. Noch vor 2 Jahren hätte ich das nie gedacht. Erst letztes Jahr kam mir während des Online-Events "Virtueller Zöliakie Tag 2020", organisiert von Ally Allergens und Marcus Beran, die Idee auch meinen Beitrag für die Zöliakie-Betroffenen leisten zu wollen. Daher bin ich sehr glücklich über den tollen Auftakt beim WZT und schon ganz gespannt auf die Online-Live Seminare, die ich bald in Kooperation mit der DZG umsetzen werde! Das Video meines Vortrags ist ein kleiner Teaser auf diese kommenden Seminare. Ein Schwerpunkt des Vortrags liegt auf dem Prozess der Annahme der Erkrankung hin zu einer Integration der neuen Lebensumstände mit dem Ergebnis, dass das glutenfreie Leben zur Normalität wird und nicht mehr als Belastung empfunden wird. Dargestellt wird dieser Prozess in 7 Phasen anhand der Kübler-Ross-Kurve.
von Linda Tetzlaff 30 Apr., 2021
Starten Sie mit dem Einführungsvideo und den ersten Resilienzfaktoren "Zielorientierung" und "Selbstwirksamkeit". Die weiteren Videos der Resilienzfaktoren können Sie über Ihre Anmeldung in meinem Newsletter sehen. Ich freue mich, wenn die Videos Ihnen als Impuls dienen können, in einen guten oder noch besseren Umgang mit Ihrer Zöliakie zu kommen. Tipp: Am Ende jedes Videos der Resilienzfaktoren finden Sie ein Beispiel, wie der Faktor bezogen auf die Zöliakie angewendet werden kann. Ich empfehle Ihnen, nach jedem Video einen Blick auf Ihre eigene Situation zu werfen und zu reflektieren, wie Sie den jeweiligen Faktor mehr Raum in Ihrem Alltag verschaffen können. Sie werden sehen, dass Sie mit der Zeit und Übung immer sicherer in Ihren Entscheidungen werden und auch, dass die Zöliakie mehr und mehr Teil Ihrer Normalität werden wird. Sollten Sie den Wunsch haben mit mir auf Ihre individuellen Herausforderungen zu schauen, kontaktieren Sie mich gerne. Viel Freude und alles Gute für Sie! Linda Tetzlaff
von Linda Tetzlaff 05 Apr., 2021
Die Fähigkeit, angemessen über die Zöliakie sprechen zu können, ist eine grundlegende Kompetenz, die bei vielen Betroffenen stark mit dem Wohlbefinden zusammen hängt. In Fragebögen zur Erhebung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens von Zöliakie-Erkrankten findet sich die Kommunikationskompetenz immer wieder als ein Merkmal wieder, welches gemessen wird. Eine Herausforderung/Aufgabe, die die Zöliakie mit sich bringt ist, anderen die auf den ersten Blick nicht sichtbare Erkrankung zu erklären. Vor allem in Essenssituationen, aber auch in sozialen Zusammentreffen im Allgemeinen, müssen Betroffene bestimmte Vorkehrungen treffen. Sie müssen auf Inhaltsstoffe und Kontaminationsrisiken achten und daher immer wieder erklären, warum sie etwas fragen, etwas reinigen oder ablehnen müssen. Diese Aufgabe fällt manchen schwer, da sie bedeutet, sich in Situationen "outen" zu müssen, im Mittelpunkt zu stehen, für zu penibel gehalten zu werden und weil sie befürchten sich Zweifeln, Widersprüchen oder Versuchungen aussetzen zu müssen. Die einen halten es für unangemessen die ersten persönlichen Kontakte gleich mit einer persönlichen Information über die eigene Erkrankung zu beginnen. Die anderen empfinden die Erklärung der Symptomen als unangenehm. Dem gegenüber stehen all die Vorteile, die eine transparente Kommunikation mit sich bringt. Wenn Betroffene frühzeitig davon erzählen, dass sie in Essenssituationen bestimmte Regeln einhalten müssen, kann das Missverständnisse vorbeugen und auch das Risiko reduzieren, sich in unangenehmen sozialen Situationen wieder zu finden, weil man zum Beispiel beim ersten Teamessen mit den Kollegen das Restaurant aussuchen möchte oder vor Ort länger mit dem Koch sprechen muss oder den gut gemeinten glutenfreien - doch vermutlich kontaminierten Kuchen - des Kollegens nicht essen darf. In vielen Situationen haben ich schon feststellen können, dass eine kurze und selbstbewusste Erklärung der Situation vor allem auf Verständnis und Interesse gestoßen ist. In Situationen, in denen ich mich nicht erklärt habe, entstanden z.T sozial anstrengende, manchmal auch lustige Situationen, aber auch mal Kontaminationsrisiken. Beispiele, wo fehlende Kommunikation zu sozialen Herausforderungen geführt haben: Ein hochrangiger Vorgesetzter von mir - der mein Anliegen versucht hat in seinen engen Zeitplan unterzubringen - hielt es für unhöflich, dass ich sein Angebot das Dienstgespräch während des Mittagessens zu halten abgelehnt habe. In einem anderen Moment hat mein Interesse an einer glutenhaltigen Krokette meines Gegenübers dazu geführt, dass diese Krokette beinahe auf meinem Teller gelandet wäre, hätte ich diesen nicht mit einem Aufschrei des Schreckens schnell weggezogen, sodass die Krokette auf dem Tisch gelandet ist. Beide Situationen hätte ich durch die kurze Information, dass ich durch Nahrungmittelunverträglichkeiten sehr aufpassen muss, wo und was ich esse vorbeugen können. Um sich selber wohl zu fühlen, Entscheidungen ohne sozialen Druck fällen zu können und auch damit andere auf den Betroffenen Rücksicht nehmen können, ist es hilfreich, zumindest kurz zu äußern, dass die Zöliakie der Grund für bestimmte Regeln und Verhaltensweisen ist, die man als Betroffener umsetzen muss. Für alle die, die den eigenen Erklärungen eine offizielle Information beifügen möchten, empfehle ich die folgenden Beiträge. Sie sind kurz und bündig, fundiert und auf diese Weise eine gute Basis für persönliche und damit individuelle Gespräche im Anschluss.
Show More
Share by: